Hallo Kinder!
Kinderseite/294
Dieses Mal etwas für „größere“ Kinder...
Eine Sommergeschichte aus dem Jahr 2015
Ali und Aischa wollten es sich abends gerade vor dem Fernseher gemütlich machen, da wurde ein Zettel durch den Türspalt hereingeschoben. Aischa hat ihn aufgehoben, ist ganz blass geworden und hat ihn mit zitternden Händen ihrem Mann gegeben. „Ali, ich weiß, dass ihr Christen geworden seid! Die Polizei weiß das auch! Morgen kannst du hängen und deine Frau neben dir.“
„Oh, mein Gott!“, hat der nur gestöhnt, „was willst du, dass wir tun? Willst du, dass wir sterben? Willst du, dass wir am Leben bleiben?“
Dann haben die beiden innig gebetet, schlecht geschlafen, am nächsten Morgen ihr ganzes Geld vom Sparbuch geholt, zwei Rucksäcke gepackt und den nächsten Zug in ein Dorf an der Landesgrenze genommen. Freunde, die ein Tankwagenunternehmen besitzen, haben eine Idee! Es sind Flüssigkeiten im Nachbarland abzuholen. Am kommenden Abend sind Ali und Aischa in den großen, leeren Tank geschlüpft. Sie waren nicht allein. Auch andere junge Leute, die aus ihrer Heimat flüchten wollten, sind dazugekommen. Sie haben viel Geld bezahlt, weil die Fahrt sehr gefährlich ist. Zwei Stunden im stockfinsteren Kessel, der Halt an der Grenze, das Klatschen der Polizeihände gegen das Metall des Kessels, war schlimm! Aischa ist übel geworden, auch die „Mitreisenden“ waren sehr still, alle hatten große Angst, dass die Polizei an die Wand klopft und „Aussteigen“ brüllt.
Endlich hat der Truck gehalten und alle mussten sehr rasch im Schutz der Dunkelheit aus dem Kessel herausklettern. Wie vereinbart, waren sie im Nachbarland in der Stadt mit dem Flughafen angekommen. Hier hat sich niemand um das Paar, das Hand in Hand – zu Fuß – zum Flughafen gegangen ist, gekümmert. Hungrig und durstig und erschöpft sind sie nun in der großen lauten Halle des Airports gestanden und haben überlegt, in welches Land sie fliegen sollten. Dort, wo sie niemand verfolgte, nur weil sie zu Jesus gehören.
Aischa hat den Rosenkranz fest in der Hand gehalten – beten konnte sie vor lauter Aufregung nicht.
Die riesige Anzeigentafel zeigte einen Flug an: Austria, Vienna Airport, Gate D! „Heilige Maria, jetzt hilf du uns!“, hat Aischa noch geflüstert, da ist Ali schon zum AUA-Schalter gelaufen und hat noch zwei Tickets bekommen. „Sie haben Glück“, hat die schöne Hostess noch gesagt, „vor einer halben Stunde hat jemand zwei Tickets umgebucht! Haben Sie nur die beiden Rucksäcke?“ Passkontrolle, Ticketkontrolle, alles ist gut gegangen! Hinein in die Maschine, und ab in den Himmel für sechs Stunden. Völlig erschöpft, dankbar und befreit von Angst sind beide eingeschlafen.
Erst als der Flugkapitän verlautbart hat, „dass wir auf dem Anflug zum Airport Vienna Schwechat sind“, ist Ali aufgewacht. Schlaftrunken hat Ali seine Brieftasche geöffnet und hat gesehen, dass da fast nichts mehr drinnen war. So sind die beiden in Österreich gelandet. Vorgestern waren sie noch zu Hause in ihrer schönen Wohnung, vor dem Haus ist immer noch ihr Auto geparkt, die Eltern und Geschwister Aischas haben von nichts gewusst.
„Gott sei Dank!“, hat Aischa geseufzt. „Hier ist Freiheit, hier kann ich zur Messe gehen. Hier können wir beten und leben!“ Dann hat sie wieder den Rosenkranz aus der Tasche gezogen. „Wenn wir die Sprache verstehen“, hat Ali lächelnd gesagt. Dann sind die beiden zu Fuß losgegangen, einfach die Straße entlang, ohne Ziel, ohne Geld, nur mit einem großen, großen Gottvertrauen.
Johannes Maier, der Junge mit den dunklen Locken, der in Österreich geboren wurde, lächelt. „Das ist die Geschichte meiner Eltern. Sie haben bei der Taufe die Namen Josef und Marianne angenommen.“
„Ja, dass dann ein Auto angehalten hat und ein freundlicher Mann die beiden in das große Missionshaus im Süden von Wien gebracht hat, war die Hilfe der Gottesmutter. Eine Familie hat sich damals unglaublich lieb um uns gekümmert, sie hat uns Wohnung und Arbeit verschafft. Deutsch lernen war schwierig, besonders für meinen Papa. Durch die Hilfe unserer österreichischen Freunde haben wir bald die österreichische Staatsbürgerschaft und einen neuen Namen bekommen. So sind wir echte Österreicher geworden.
Noch etwas zum Schluss: Meine Oma und mein Opa wissen immer noch nicht, dass wir Christen sind, wir schweigen eisern, damit sie keine Schwierigkeiten mit der Polizei bekommen!“
Auch ihnen wird die Gottesmutter helfen, sagt Mama, sie betet jeden Tag den Rosenkranz für sie.
Diese Geschichte ist wahr, natürlich sind Staaten und Namen geheim.
Eure Hannelore
Nun zum Rätsel:
Die ganze Familie ist jetzt katholisch. Welche Sakramente haben sie empfangen, welche nicht?
Sendet eure Antwort an:
FRK, Postfach 695, A-1011 Wien; Einsendeschluss: 15. August 2023 Vergesst nicht, euer Alter anzugeben. Schöne Bücher warten auf euch.
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© Foto Startseite: Helene Souza/pixelio.de; © Bild 1: Hannelore Forstreiter; © Bild 2: Hannelore Forstreiter; © Foto 3: Klaus Brüheim/pixelio.de