Zum Heimgang von P. Benno
P. Benno Mikocki †
|
Martin wurde am 18. November 1932 in Wien als Sohn des Juristen Alfred und der Elisabeth Mikocki geboren und wuchs zusammen mit vier Geschwistern in einer gläubigen Familie im Wiener Bezirk Hietzing auf. Seine Schulzeit fiel in die schweren Jahre von Krieg und Besatzung. Die Reifeprüfung konnte er am Hietzinger Gymnasium im Juni 1950 erfolgreich ablegen.
Den Jugendlichen interessierte vor allem der Fußballsport, er selber spielte in einem Verein und war zeitlebens Vienna-Fan. Beruflich hatte er klare Vorstellungen. Als Advokat oder Journalist wollte er einmal die Politikerlaufbahn einschlagen, eine geistliche Berufung war zunächst kein Thema. Erst als sein Bruder Heinrich, Alumne des Wiener Priesterseminars, schwer erkrankte und die geistliche Ausbildung abbrechen musste, kam es zu einer Wende. Er verspürte nun die klare Berufung, anstelle seines Bruders Priester zu werden. Das gemeinsame Gebet in der Familie hatte bereits den Nährboden für diesen Wunsch gelegt. Über eine Heiligenbiographie fand der junge Mann zu Franz von Assisi und den Minderen Brüdern. Er selber schreibt im Rückblick: „Seit dieser Zeit glaube ich fest daran, dass wir nichts so sehr brauchen als Seelsorger, ganz so wie der heilige Franz einer war.“
Bei der Einkleidung im Franziskanerorden am 29. August 1950 erhielt er den Ordensnamen Benno. Es folgten das Noviziatsjahr in Maria Lankowitz, dann das Studium in Wien. Die Feierliche Profess legte er am 5. September 1954 ab, die Priesterweihe empfing P. Benno am 18. März 1956 in Wien. Die ersten Einsatzjahre verbrachte er in den Klöstern Maria Enzersdorf, Graz, Frauenkirchen und St. Pölten.
Seine eigentliche Berufung fand P. Benno im August 1976 durch die Übernahme der geistlichen Assistenz des Rosenkranz-Sühnekreuzzugs von dessen Gründer P. Petrus Pavlicek und nach dessen Tod 1982 als Leiter des RSK.
In dieser Aufgabe entfaltete P. Benno mit viel Herzblut und staunenswertem Einsatz ein überregionales Wirken durch die Zeitschrift „Betendes Gottes Volk“, durch Vorträge, Exerzitienkurse, Bibelgespräche und – obwohl von kleiner Statur – durch Predigten mit kräftiger, sonorer Stimme. Das Gespräch zwischen Glaube und Wissenschaft war ihm dabei ein besonderes Anliegen, ebenso eine Verkündigung durch zeitgerechte Medien. Der Provinz- und Hausgemeinschaft diente der Verstorbene als Definitor, Guardian und Vikar.
Grundlage und Nahrung für sein Wirken fand P. Benno in der täglichen Schriftbetrachtung. Aus einer tiefen Christozentrik heraus versuchte er eine in der Bibel grundgelegte und im Zweiten Vatikanischen Konzil empfohlene Marienverehrung zu fördern. Sein Grundsatz lautete: „Durch Maria zu Jesus, mit Maria zum Wort Gottes.“ Durch seine korrekte Art und ein freundliches Wesen vermochte P. Benno viele Menschen anzusprechen und durch große persönliche Genügsamkeit dem Herrn in seinem Leben immer mehr Raum zu geben. Die letzten Monate wiederholte er unbeobachtet beständig den Namen „Jesus“, dem er sich in den zunehmenden Beschwerden des Alters ganz anvertraute. Am Nachmittag des 21. April 2023 wurde P. Benno aus einem langen und erfüllten Ordens- und Priesterleben heimgerufen in die bleibende österliche Begegnung mit dem Auferstandenen.
Kirche trauert um P. Benno Mikocki
P. Benno war seit 1976 für die Gebetsgemeinschaft tätig, die 1947 in Österreich entstanden ist, sich über die Landesgrenzen ausgebreitet hat und mit der rund 300.000 Menschen verbunden sind. Daran erinnerte auch der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, Erzbischof Franz Lackner, und hielt gegenüber Kathpress fest: „Mit P. Benno Mikocki verliert die Kirche einen großen Mann des Gebetes, der aus der Heiligen Schrift heraus lebte.“ „Seine Kraft und Bemühungen widmete er, in der Nachfolge von Petrus Pavlicek, dem Frieden in der Welt“, sagte der Salzburger Erzbischof, der gemeinsam mit Kardinal Christoph Schönborn als Protektor der Gebetsgemeinschaft fungiert. „Für mich war er ein Vorbild franziskanischer Brüderlichkeit und Hilfsbereitschaft“, so Lackner, der selbst dem Franziskanerorden angehört. „Ihm gilt die große Dankbarkeit der Kirche Österreichs – sein großes Werk möge ihm in der kommenden Welt reich belohnt werden.“
Kardinal Schönborn würdigte via Twitter das Wirken von P. Mikocki, den er als „einen engagierten Seelsorger und großen Beter“ beschrieb, „der das Werk von P. Petrus Pavlicek, die große Gebetsbewegung für den Frieden in der Welt, treu fortgeführt hat“. Wie der Wiener Erzbischof in der persönlich gezeichneten Kurznachricht am 21. April Abend festhielt, habe „sein Engagement für den Frieden gerade am Ende seines Lebens ungeahnte Aktualität wiedergewonnen“.
Der Kardinal schloss: „Mein dankbares Gebet gilt ihm, mein Mitgefühl seinen Mitbrüdern im Franziskanerorden, seinen Angehörigen und den vielen treuen Beterinnen und Betern im RSK.“
Seelenmesse am 1. Mai
Am Beginn des Marienmonats Mai, zugleich Tag des heiligen Josef, wurde der Heimgegangene in der Fatimakapelle der Wiener Franziskanerkirche aufgebahrt. Seit neun Uhr kamen ständig Menschen, um Abschied zu nehmen von P. Benno, der vielen von ihnen Wegbegleiter, Seelenführer, Beichtvater oder einfach ein wichtiger Priester war und dem viele in Herzlichkeit verbunden waren.
Um 16.30 Uhr fand dann die Seelenmesse statt, zelebriert von P. Oliver Ruggenthaler, dem Guardian des Wiener Klosters. Mit ihm feierten Weihbischof Franz Scharl und weitere fünf Priester die heilige Messe. Eine große Ministrantenschar sorgte für einen festlichen Rahmen. Geprägt war die Feier von der innigen musikalischen Gestaltung durch ARS MUSICA.
In seiner Predigt wies P. Oliver darauf hin, dass P. Benno ihm die Predigt sehr erleichtert habe: Als sein Mitbruder am Freitagnachmittag verstarb, hatte er auf seinem Schreibtisch drei Gegenstände liegen, die zugleich die Säulen waren, die P. Benno durch das Leben getragen haben:
- das Brevier, mit dem P. Benno immer zum Chorgebet kam,
- den Sonntagsschott – aufgeschlagen die Lesungen des kommenden Sonntags, die P. Benno schon während der Woche betrachtet hat
- und einen Bibelkommentar, in dem ein Blatt eingelegt war „Die Hochzeit zu Kana“. Aus diesem Grund wählte P. Oliver für die Seelenmesse auch dieses Evangelium aus (Joh 2,1-12).
Und selbstverständlich war P. Benno auch der tägliche Rosenkranz wichtig – er sei ja immer bemüht gewesen, eine an der Bibel und der Lehre der Kirche orientierte Marienverehrung zu fördern, so P. Oliver.
Viele Gläubige waren gekommen, um P. Benno zu danken und für ihn zu beten.
Im Anschluss an die Seelenmesse folgte eine gestaltete Totenwache mit Rosenkranz, Litanei, Gesängen.
Seit Jahrzehnten findet monatlich in der Wiener Franziskanerkirche die Sühneandacht statt. Fünf Tage vor seinem Heimgang sagte P. Benno am Schluss der Andacht: „Beten wir den Rosenkranz um die eigene Bekehrung, die Bekehrung der Menschen, besonders für unsere Angehörigen und um den Frieden in der Welt!“
So hat er auch mit diesen Worten Zeugnis gegeben von seinem tief aus dem Glauben heraus erfüllten Leben.
Feierliches Requiem
Erzbischof Franz Lackner leitete die Begräbnisfeierlichkeiten am Dienstag, 2. Mai, für P. Benno. Die anschließende Beisetzung für eine laut Lackner „große Gestalt des kirchlichen Lebens in Österreich“ erfolgte in der Gruft des Wiener Franziskanerklosters. Das Gebet für den Frieden in der Welt, dem sich der Verstorbene ein Leben lang verschrieben habe, „dieses Werk muss weitergehen“, betonte der Salzburger Erzbischof beim Gottesdienst.
Der Verstorbene sei als Beter und Priester nicht nur für viele Menschen prägend gewesen, sondern auch für ihn selbst, so Lackner, der vor vielen Jahren in einem entscheidenden Moment von P. Benno einen Brief erhalten hatte mit der Einladung, in den Franziskanerorden einzutreten. „Ich verdanke ihm meine Berufung“, hielt der Salzburger Erzbischof in sehr persönlichen Worten bei der Predigt fest.
P. Benno sei ein Leben lang sowohl für die großen Fragen der Welt als auch die Infragestellungen des Glaubens empfänglich geblieben, führte Lackner weiter aus. Er verwies dabei auf ein Wort des heiligen Augustinus, das auch das Lebensgeheimnis des Verstorbenen treffend beschreibe: „Weil ich dich, oh Gott, gefunden habe, suche ich dich.“ Von daher sei P. Benno „suchend, zweifelnd und ringend“ immer offen für das Gespräch über den Glauben, aber auch mit Gegnern des Glaubens gewesen. „In seiner Gegenwart war es leicht, über Gott zu sprechen“, erinnerte sich Lackner, der P. Benno als einen Menschen beschrieb, der „tief getroffen und erschüttert“ von der Frage nach dem Glauben und seiner Sinnhaftigkeit gewesen sei.
Gleichzeitig würdigte Erzbischof Lackner das Wirken des Heimgegangen für die Gebetsgemeinschaft: „P. Benno hat das große Werk von P. Petrus Pavlicek übernommen und es treu weitergeführt. Es liegt jetzt an uns, ein betendes Gottesvolk zu sein für Frieden unter den Völkern und in den Herzen“, betonte Erzbischof Lackner. Vorbild dafür könne jene Haltung sein, die für P. Benno maßgeblich war: „Zuerst sich selbst bekehren, erst dann um die Bekehrung anderer beten.“
An der Begräbnisfeierlichkeit für „den kleinen, großen Mann mit der lauten Stimme“, wie P. Oliver Ruggenthaler seinen verstorbenen Mitbruder bezeichnete, nahmen zahlreiche Priester, Ordensleute und Mitglieder des RSK teil.
Der Provinzial der Franziskaner, P. Fritz Wenigwieser, verlas am Ende des Requiems Kondolenzschreiben vom Apostolischen Nuntius in Österreich, Erzbischof Pedro Lopez Quintana, sowie vom Generalminister der Franziskaner, Massimo Fusarelli.
Die Vorstandvorsitzende der Gebetsgemeinschaft, Traude Gallhofer, erinnerte in ihrem Dankwort daran, dass P. Benno insgesamt 47 Jahre im Dienst für den RSK tätig war.
Für die musikalische Gestaltung der Feier in der voll besetzten Franziskanerkirche war ARS MUSICA unter der Leitung von Thomas Dolezal zuständig.
Quelle: u. a. Kathpress